Monday, May 01, 2006

Radfahren in Tokyo


Selbst als geübter und offensiver Radfahrerin ist mir das Radfahren in Tokyo unheimlich, weshalb ich beschlossen habe, es nicht selbst auszuprobieren. Das liegt weder am Preis (Fahrräder sind hier unglaublich billig) noch am Linksverkehr. Radfahrer fahren hier grundsätzlich auf dem Bürgersteig. Manchmal fahren sie auch auf der falschen Straßenseite, aber ihr Platz ist offiziell bei den Fußgängern. Und weil das Mobiltelefon auch immer in Benutzung ist, kommt es schon mal vor, dass telefoniert wird oder SMS geschrieben werden. Deshalb ist es eher verwunderlich, dass ich auf mirakulöse Weise bislang nur fast von Radfahrern umgemäht wurde. Denn weil es selbstverständlich total nervig ist, sich zwischen den Fußgängern durchzudrängeln, treten sie mächtig in die Pedale, sobald wenig los ist. Und da kann es schon mal sein, dass einem jemand über die Zehen fährt, wenn man gerade zur Haustür hinaustritt.



Fahrräder sind hier billig, weil an ihnen nichts dran ist. Keine Gangschaltung, selten Licht und oft auch keine Klingel. Manchmal hat man den Eindruck, dass auch die Schraube fehlt, um den Sattel hochzustellen, denn selten habe ich dermaßen viele Menschen in so unvorteilhafter Pose radfahren gesehen. Aber ich denke, das hängt damit zusammen, dass man ohnehin nicht schnell fahren kann oder sollte, beziehungsweise jederzeit abspringen können muss, wenn es mal eng wird. Denn während es auf breiten Bürgersteigen vertretbar scheint, sie mit Radlern zu teilen, kommt mir das auf engen Gehwegen, die noch dazu mit Gittern von der Straße abgetrennt sind, doch etwas unheimlich vor.
Und weil alle ihre billigen Fahrräder einfach irgendwo abstellen, werden in bestimmten Gegenden der Stadt Wächter aufgestellt, die dafür sorgen, dass nicht wild geparkt wird.

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